Aus dem zweiten Kapitel

Es heißt, ein Krieger sollte Sake, Eitelkeit und Luxus meiden. Nun, solange du unglücklich bist, besteht kein Grund zur Sorge. Aber bist du ein wenig euphorisch, werden diese drei Dinge gefährlich. Sieh dir die Natur des Menschen an. Es ist unpassend, sich etwas darauf einzubilden, wenn die Dinge gut stehen. Daher ist es heilsam, als junger Mensch unglücklich zu sein. Jemand, der keine Verluste erfährt, entwickelt einen schlechten Charakter. Ein Mensch, der aufgibt, wenn er in Schwierigkeiten steckt, ist wertlos.
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Wenn du einem Menschen begegnest, ist es hilfreich, wenn du schnell seinen Charakter erfassen und entsprechend darauf reagieren kannst. Besonders einen streitlustigen Menschen solltest du – nachdem du ihm genügend Zeit gelassen hast, seine Ansichten vorzutragen – freundlich, aber bestimmt durch unwiderlegbare logische Argumente auf deine Seite bringen. Dabei solltest du darauf achten, ihm nicht das Gefühl zu geben, er sei unterlegen. Das erfordert Fingerspitzengefühl und Redegewandtheit.

Diese Ansichten stammen von einem Priester, der sich über persönliche Begegnung äußerte.
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Träume sind ein Abbild der Realität. Gelegentlich träume ich, dass ich in der Schlacht falle oder Seppuku begehe. Am Anfang habe ich immer schreckliche Angst. Aber dann nehme ich all meinen Mut zusammen und die Angst löst sich allmählich auf.
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Wenn ich erklären sollte, was einen Krieger ausmacht, würde ich antworten: sich mit Leib und Seele seinem Herrn zu verschreiben. Und wenn mich jemand fragen sollte, was ein Krieger darüber hinaus benötigt, dann würde ich erwidern: Intelligenz, Menschlichkeit und Mut. Alle drei Tugenden zu erlangen, das mag einem Durchschnittsmenschen unerreichbar erscheinen, aber es ist leicht. Intelligenz erwirbst du, wenn du mit anderen diskutierst. Menschlichkeit erwirbst du, indem du etwas zum Wohle deiner Mitmenschen tust. Und Mut erlangst du, wenn du die Zähne zusammenbeißt und durchhälst, ungeachtet aller Schwierigkeiten und Hindernisse. Etwas Wertvolleres als diese drei Tugenden gibt es nicht.
Was das Äußere des Kriegers betrifft, sind für ihn sein Erscheinungsbild, sein Ausdrucksvermögen und die vollendete Beherrschung der Kalligraphie wichtig. All das läßt sich durch tägliche Anwendung verbessern. Darüberhinaus solltest du dich grundsätzlich bemühen, ruhig und sicher aufzutreten. Außerdem solltest du die Geschichte und Bräuche unserer Provinz studieren. Zum Zeitvertreib kannst du dich noch mit verschiedenen Künsten befassen. Wenn man darüber nachdenkt, ist es einfach, ein Gefolgsmann zu sein. Und wenn du darauf achtest, welche Leute heutzutage von Nutzen sind, dann wirst du sehen, dass ihr Äußeres nichts zu wünschen übrig lässt.
Das sind die drei universellen Tugenden des Konfuzianismus.

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Ein Mönch sagte einmal, wer gedankenlos einen Fluß überquert, dessen Tiefe ihm unbekannt ist, wird in ihm ertrinken. Dasselbe gilt für einen Gefolgsmann, der großen Eifer an den Tag legt, ohne die Neigung des Meisters zu kennen. So ein Mann ist nutzlos und stürzt sich selbst ins Unglück. Abgesehen davon ist es unangebracht, sich beim Meister lieb zu machen. Zuerst solltest du dir ein Bild über die Erfordernisse und Schwierigkeiten deiner Arbeit machen und sie dann so verrichten, dass dein Meister daran keinen Anstoß nimmt.
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Wenn du einige Beutel mit Klee am Körper trägst, wirst du von Erkältungen verschont bleiben. Vor einigen Jahren kehrte Nakano Kazuma von einem Botenritt in eine andere Provinz zurück. Es war mitten im Winter und er war schon ein alter Mann. Trotzdem hatte er nicht die geringsten Schmerzen. Man sagt, der Grund dafür sei gewesen, dass er Klee benutzte. Außerdem kann man, in dem man sich aus Pferdeäpfel ein Getränk bereitet, Blutungen stoppen, die dadurch entstanden sind, dass man vom Pferd gefallen ist.
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Ein Mensch ist fehlerlos, wenn er sich aus Streitigkeiten heraushält. Das erfordert Stärke.
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Sei der Gegenwart treu und vermeide Ablenkungen. Lasse dich auf nichts anderes ein, als jeden Tag dein Bestes zu geben, und lebe von Tag zu Tag.
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Das Einzige, was zählt, ist der Augenblick. Das ganze Leben eines Menschen ist eine Abfolge von Augenblicken. Wenn jemand die Bedeutung der Gegenwart versteht, dann gibt es für ihn nichts anderes mehr und keine anderen Ziele. Widme deshalb dein Leben der Gegenwart.

Jeder lässt die Gegenwart an sich vorbeischlüpfen und hält dann nach ihr Ausschau, als wäre sie irgendwo anders zu finden. Aber wer einmal verstanden hat, wie wichtig die Gegenwart ist, ist wie verwandelt, auch wenn er seine frisch gewonnene Erkenntnis noch manchmal vergisst.

Wenn es dir gelingt, dich ganz auf die Gegenwart zu konzentrieren, werden deine Probleme verschwinden. Auch Loyalität ist eine Form von Konzentration.
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Es heißt, der Zeitgeist sei etwas, das man nicht wieder heraufbeschwören könne. Dass dieser Geist allmählich verschwindet, hängt damit zusammen, dass unsere Welt sich ihrem Ende nähert. Auch ein Jahr besteht nicht nur aus Frühling und Sommer. Zu jedem Tag gehört auch eine Nacht.

Die Welt lässt sich beim besten Willen nicht um 100 Jahre zurückdrehen. Deshalb ist es wichtig, jeder Generation eine Chance zu geben. Leute, die der Vergangenheit nachtrauern, vergessen das allzu leicht. Leichtsinnig sind allerdings auch die Menschen. die nur das Heute kennen und die Erkenntnisse der Vergangenheit gering schätzen.
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Die tapferen Männer aus früheren Zeiten waren in der Mehrzahl Banditen. Sie waren stark und mutig, aber sie liebten auch die rohe, sinnlose Gewalt. Als ich das bezweifelte, sagte Tsunetomo: „Die Männer strotzten damals vor Kraft. Daher schlugen sie sich ständig die Köpfe ein. Heutzutage ist diese Brutalität verschwunden, denn die Männer von heute sind sanfter. Ihre Kraft ist geringer, aber ihr Charakter besser. Mut ist etwas anderes als Kraft. die Männer von heute brennen genauso darauf, ihr Leben zu wagen.“

Über Fürst Naoshiges Führungsstil berichtet Ushida Shoemon, dass er seine Männer in die Schlacht führte, ohne ihnen vorher seine Pläne mitzuteilen, und ihnen seine Befehle erst im letzten Moment erteilte. Auch als er im Sterben lag, sagte er nichts, obwohl seine wichtigsten Gefolgsleute zu ihm geeilt waren.
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Nachdem Fürst Ieyasu eine Schlacht verloren hatte, sagte man: „Ieyasu ist ein tapferer General. Von seinen Soldaten starb nicht einer mit dem Rücken zum Feind. Alle blickten ihren Tod bis zuletzt isn Auge.“

Mit welcher Einstellung ein Krieger lebt, lässt sich erkennen, wie er stirbt.
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Was Yashuda Ukyo über den „letzten Trinkspruch“ sagte, gilt allgemein: Nur das Ende zählt. Wenn du irgendwo zu Gast bist, gehe nicht zu früh! Du erweckst sonst den Eindruck , du hättest dich gelangweilt, und verletzt damit deinen Gastgeber. Wann immer du mit anderen Menschen zu tun hast, gib ihnen das Gefühl, dass du sie magst und ernst nimmst. Das kostet dich nur geringe Anstrengungen und zahlt sich aus.
Unsere Körper erhalten ihr Leben aus dem Nichts. Dass etwas existiert, wo nichts ist, ist die Bedeutung des Satzes „Form ist Leere“. Dass alle Dinge aus dem Nichts erschaffen werden, ist in dem Satz „Leere ist Form“ zusammengefasst. Beides ist im Grunde dasselbe.
Diese Zitate stammen aus dem Prajna-paramita-hridaya-Sutra, welches die Kurzfassung des Prajna-paramita-Sutra ist (Prajna-paramita bedeutet „Weisheit“).

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Uesugi Kenshin sagte einmal: „Ich wusste nie, wie man gewinnt. Ich kann nur gut reagieren.“ Das ist interessant. Ein Gefolgsmann, der langsam reagiert, wird leicht überrascht. Ist er dagegen reaktionsschnell, ist er stehts zu Diensten und um eine gute Antwort nicht verlegen.
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Du solltest dich davor hüten, ältere oder ranghöhere Leute über Moral, Gelehrsamkeit oder Brauchtum zu belehren. So etwas mit anzuhören ist peinlich.
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In Kamigata benutzen die Leute eine Art Picknickkarton wenn sie einen Tag ins Grüne gehen, um die Kirschblüte zu betrachten. Wenn sie zurückkommen, wird der Karton platt getrampelt und fortgeworfen. Wie man sich denken kann, ist das eine meiner Erinnerungen an die Hauptstadt [Kyoto]. Es ist immer wichtig, wie man etwas beendet.
Die Kirschblüte ist ein prachtvolles, aber kurzlebiges Naturschauspiel im Frühling, für das viele Japaner extra ins Grüne fahren.
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Als wir eine Landstraße hinuntergingen, sagte Tsunetomo: „Ist der Mensch nicht bloß eine Marionette? Es ist ein Wunder, dass er laufen, springen und sogar sprechen kann, obwohl gar keine Fäden an ihm befestigt sind. Gehen wir nicht nächstes Jahr zur Totenfeier? Unsere Welt ist ein Trugbild. Die Menschen vergessen das immer.“
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Einem der jungen Fürsten wurde beigebracht, dass „rechtzeitig“ „jetzt gleich“ bedeutet.

Wer glaubt, das sei ein Scherz, der irrt. Wenn du zum Beispiel vor deinen Meister gerufen wirst, um sofort etwas zu erklären, bist du wahrscheinlich überfordert. Das wäre ein Zeichen von Nachlässigkeit. Erst wenn du „rechtzeitig“ mit „jetzt sofort“ gleichsetzt, bist du ein wahrer Gefolgsmann. Übe zu Hause im Schlafzimmer, dich klar und verständlich auszudrücken, denn du könntest noch heute vor deinen Herrn, den Ältestenrat oder sogar den Shogun in Edo gerufen werden.

Es ist immer empfehlenswert, gut unterrichtet zu sein. Das gilt sowohl für den Krieger als auch für den Händler. Wer sich derart konzentriert, wird begreifen, wie nachlässig und unentschlossen er bisher war.
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Am 14. des siebten Monats im dritten Jahr des Shotoku waren einige Köche mitten in den Vorbereitungen für das Bon-Fest im äußeren Bereich der Festung. Einer von ihnen, Hara Jurozaemon, zog sein Schwert und hieb Sagara Genzaemon den Kopf ab. Mawatari Rokuuemon, Aiura Tarobei, Koga Kinbei und Kakihara Riemon flohen in Panik. Als Jurozaemon Kinbei erblickte und ihm nachsetzte, floh Kinbei zum Sammelplatz der Fußsoldaten. Dort stellte sich der Eskortenführer des Daimyo, Tanaka Takeuemon, dem Amokläufer in den Weg und nahm ihm sein Schwert weg. Ishimaru San´emon war losgelaufen, um Jurozaemon einzufangen. Als er zu den Fußsoldaten kam, half er Takeuemon, Jurozaemon abzuführen.

Das Urteil wurde am 9. des elften Monats im selben Jahr verkündet. Jurozaemon wurde gefesselt und enthauptet. Rokuuemon, Tarobei, Kinbei und Riemon wurden entlassen und San´emon wurde vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Takeuemon erhielt als Belohnung drei Silberstücke.

Später wurde kritisiert, Takeuemon hätte schneller reagieren und den Mann gleich fesseln müssen.

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Selbst wenn dir ein Fehler im Regierungsgeschäft unterläuft, lässt sich das wahrscheinlich mit Ungeschick oder fehlender Erfahrung entschuldigen. Aber welche Entschuldigung gibt es für das Versagen der Männer, die neulich an dem peinlichen Vorfall beteiligt waren? Meister Jin´emon sagte immer: „Für einen Krieger reicht es, ein treuer Gefolgsmann zu sein.“ Sein Grundsatz wurde in diesem Fall verletzt. Es ist besser, sich den Bauch aufzuschlitzen, als in Schande weiterzuleben. Dein Glück würde dich verlassen, du dürftest keine anständige Arbeit mehr verrichten und wärst für immer gebrandmarkt. Wenn du dich an dein Leben klammerst, wird man die nächsten fünf, zehn oder 20 Jahre mit dem Finger auf dich zeigen. Nach deinem Tod wärst du entehrt und deine schuldlosen Nachkommen müssten darunter leiden, dass sie deinem Geschlecht entstammen. deine Ahnen würden in den Schmutz gezogen und alle Familienmitglieder hätten ein Makel. So ein Zustand wäre unerträglich.
Wer keinen Gedanken daran verschwendet, was es bedeutet, ein Krieger zu sein, und seine Tage im Müßiggang verbringt, verdient es bestraft zu werden.
Prinzipiel kann man sagen, ein Mann, der erschlagen wurde, war zu schwach oder vom Glück verlassen. Der Mann, der ihn tötete, hat ebenfalls sein Leben aufs Spiel gesetzt und wurde durch die Umstände oder sein Ehrgefühl zu dieser Tat gezwungen. Deshalb darf man ihn nicht der Feigheit beschuldigen. Schnell aus der Haut zu fahren ist eine schlechte Eigenschaft, aber wenn zwei Männer sich im Zweikampf gegenüberstehen, kann man sie nicht als feige bezeichnen. Bei dem erwähnten Vorfall haben sich die Überlebenden allerdings mit Schande befleckt. sie sind keine wahren Krieger.
Seltsamer gestatten die Götter jedem Menschen, sein Leben auf die eine oder andere Art zu vergeuden. Der Weg des Kriegers dagegen ist die tägliche Auseinandersetzung mit dem Tod. Tag für Tag denkt er daran, wann und wo er sterben wird und wie er einem ruhmvollen Tod finden kann. Das ist hart und erfordert viel Disziplin. Aber für einen willensstarken Menschen ist nichts unmöglich.
Abgesehen davon spielt Autorität eine wichtige Rolle beim Militär. Mit einem Befehl wäre der Mann bei dem Vorfall am besten aufzuhalten gewesen. Wenn es unvermeindlich gewesen wäre, hätte man den Mann töten müssen. Aber wenn er weggelaufen wäre, hätte man ihn mit den Worten „Bleib stehen! Nur Feiglinge laufen davon!“ aufhalten können. Früher gab es einen hoch geachteten Mann, von dem man sagte, dass er Menschen gut einschätzen wusste und solche Situation entschärfen konnte. Das beweist, dass kein Unterschied besteht zwischen „jetzt“ und „rechtzeitig“. Die Stellung des Yokoza no yari ist ein weiteres Beispiel hierfür.
Es gibt viele Dinge, die im Vorhinein bedacht werden müssen. Jemand, der im Haus des Meisters einen Mann erschlagen hat, ist eine Bedrohung für den Meister selbst. Deshalb solltest du ihn töten. Vielleicht wirst du deswegen bei der Untersuchung des Vorfalls als Verbündeter des Täters verdächtigt oder jemand beschuldigt dich, du hättest eine offene Rechnung mit ihm beglichen. In dieser Situation solltest du jedoch nur daran denken, deinen Meister zu schützen, und nicht an die möglichen Konsequenzen.
Was Yokoza no yari bedeutet, kann heute nicht mehr rekonstruiert werden. Eventuell handelte es sich dabei um einen Mann, der in Kriegszeiten plötzlich die Aufgaben des Daimyo (aristokratischer Feudalfürst) übernahm, oder er kam, um den Daimyo vor einer plötzlichen Gefahr zu schützen.
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Es ist hilfreich, ein wenig Rouge in seinem Ärmel mitzuführen. Manchmal hast du, wenn du nüchtern wirst oder aus dem Schlaf erwachst, einen ungesunden Teint. dann ist es gut, ein wenig Rouge aufzutragen.
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Wenn dir der Kopf abgeschlagen wird, bist du trotzdem in der Lage, noch eine Handlung auszuführen. Das beweist Nitta Yoshisadas letzte Tat. Wäre er nicht so willenstark gewesen, er wäre in dem Moment gestorben, in dem sein Kopf zu Boden fiel. Vor kurzem gab uns Ono Doken ein weiteres Beispiel für dieses Phänomen. Diese Handlungen sind möglich aufgrund der großen Willenskraft. Jemand, der sehr mutig und von dem Gedanken an Rache durchdrungen ist, wird nicht sofort sterben, wenn man ihm den Kopf abschlägt.
Nitta Yoshisada: (1301?-1338) ein General der kaisertreuen Truppen, der sich – vom Feind umzingelt- selbst den Kopf abschlug und ihn vergrub, bevor er starb
Ono Doken: ein Samurai, der 1615 zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt wurde. Als ein Beamter seinen Tod feststellen wollte, ergriff Ono das Schwert des Mannes und tötete ihn damit, bevor er zu Asche zerfiel.
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Ob du edler Abkunft bist oder niederer Abstammung, ob du reich bist oder arm, ob jung oder alt, erleuchtet oder verwirrt, du wirst eines Tages sterben. Das weiß zwar jedes Kind, aber wir wollen es einfach nicht wahrhaben. Obwohl wir um die Unausweichlichkeit unseres Todes wissen, glauben wir zuversichtlich, dass alle anderen vor uns sterben werden. Unser Tod scheint in weiter Ferne zu liegen.
Ist das nicht Selbstbetrug? Es ist verkehrt und lächerlich dazu. Da dein Tod jederzeit eintreten kann, solltest du stets dein Bestes geben und nie etwas unnötig hinausschieben.
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Es kommt vor, dass du dich gehen lässt und redest, ohne nachzudenken. Deine Zuhörer könnten das als unanständig oder auch als verlogen empfinden. Deshalb solltest du dich nach so einem Vorfall deinen Anklägern stellen und ihnen ehrlich Rede und Antwort stehen. Damit rehabilitierst du dich vor ihnen und dir selbst. Zudem solltest du dir danach besondere Mühe geben, niemand mehr zu verletzten.

Wenn allerdings jemand den Weg des Kriegers oder deine Provinz kritisiert, solltest du ihn ohne falsche Höflichkeit zurechtweisen.
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Obwohl hervorragende Künstler andere Künstler stets als Konkurrenten betrachten, trat Hyodo Sachu letztes Jahr seinen Renga-Meistertitel an Yamaguchi Shochin ab; eine Tat, die höchste Anerkennung verdient.
Renga: Kettenverse
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Der Priester Tannen pflegte Windglocken aufzuhängen. er erklärte seinen Beweggrund so: „Ich tue das nicht, weil mir der Klang so gut gefällt. Die Glocken zeigen mir an, ob es windig ist oder windstill. Wenn ein Feuer ausbricht, ist das sehr wichtig. Als Tempelvorsteher ist ein Feuer meine einzige Sorge.“ Wenn der Wind blies, machte er auch mitten in der Nacht Kontrollgänge. sein ganzes Leben lang ließ er das Feuer in seiner Kohlenpfanne nie erlöschen und hatte immer eine Papierlaterne und einen Feuerstein griffbereit neben seinem Bett. Er meinte: „Bei einem Unglück geraten die Leute in Panik und es gibt keinen, der schnell ein Licht anmacht.“
Deine Wachsamkeit sollte nie nachlassen, egal, ob du gerade durch die Straßen reitest oder doch im Schlafzimmer ausruhst, ob du auf dem Schlachtfeld stehst oder gemütlich zu Hause auf der Tatami sitzt. Lässt du dich gehen, bist du unvorbereitet, wenn der Moment der Wahrheit kommt. Sei deshalb immer und überall auf der Hut. Nur wer auch auf der Tatami zum Kampf bereit ist, wird auf dem Schlachtfeld seinen Mann stehen.
Tatami: dicke Strohmatten, die etwa 1×2 Meter messen und dazu dienen, den Boden zu bedecken.
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Tapferkeit und Feigheit sind Eigenschaften, die in Zeiten des Friedens verborgen bleiben. erst besondere Umstände fördern sie zutage.
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Zwar heißt es, die Götter würden unreine Menschen verabscheuen, aber wer an die Götter glaubt, weiß, dass sie ihn beschützen. Gerade dann, wenn du im Blut watest und über Leichenberge steigst, stehen sie dir zur Seite. Selbst wenn du dich mit Schande bedeckt hast, lassen sie dich nicht im Stich. Deshalb solltest du, egal wie misslich deine Lage ist, deinen Glauben an sie nicht verlieren.

Wenn du in Schwierigkeiten steckst oder dich eine Katastrophe trifft, brauchst du darüber nicht viele Worte zu verlieren. Auch wenn es dir gut geht, bedarf das keiner besonderen Erwähnung. Wenn du mit anderen sprichst, tue es knapp und präzise. Denke erst nach und sprich dann, so bleiben dir Missverständnisse erspart. Die Hauptsche ist, dass du alles gibst und die richtige Einstellung hast. Das zu erklären ist schwierig, aber jeder sollte an der richtigen Einstellung arbeiten. Wem sie fehlt, der wird mich wahrscheinlich nicht verstehen.
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Das Leben des Menschen ist kurz. Deshalb solltest du das tun, was du tun willst. Es ist närrisch, in dieser Traumwelt zu leben, lauter unangenehme Dinge zu sehen und nur Dinge zu tun, die du nicht magst. Allerdings ist es wichtig, das nicht den jungen Menschen auf die Nase zu binden, da es ihnen – falsch verstanden – schaden kann.

Ich persönlich schlafe gern. Und ich habe vor, mich meinem Alter angemessen mehr und mehr zurückzuziehen und den Rest meines Lebens hauptsächlich schlafend zu verbringen.
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Ich hatte einen Traum in der Nacht vom 28. Tag des zwölften Monats im dritten Jahr des Shotoku. In diesem Traum stärkte ich nach und nach meinen Willen. Der Zustand eines Menschen wird in seinen Träumen offenbar. Du solltest deine Träume als gute Freunde betrachten.

Schamgefühl und Reue sind wie ein Wasserkessel, der umstürzt und dadurch das Feuer unter sich löscht. Als ein Freund von mir das Geständnis eines Mannes hörte, der ihm seine wertvolle Schwertscheide gestohlen hatte, bekam er Mitleid. Wenn du deine Fehler korrigierst, dann werden sie dir verziehen werden.
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Laut des buddhistischen Mönchs Kaion wird ein Mensch übermäßig stolz, sobald er ein wenig Einsicht gewinnt, denn nun glaubt er seine Grenzen und Schwachpunkte zu kennen. Es ist jedoch tatsächlich sehr schwer, die eigenen Grenzen und Schwachpunkte herauszufinden.
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Die Würde eines Menschen ist auf den ersten Blick zu erkennen. Würde liegt in einer ruhigen Haltung und im sparsamen Gebrauch von Worten. Würde liegt im feierlichem Auftreten und in tiefer Einsicht.

Alles wird an der Oberfläche reflektiert. Aber letztlich liegt Würde in der Einfachheit des Gedankens und der Wachheit des Geistes.

Gier, Wut und Dummheit sind etwas, vor dem man sich hüten muss. Wenn schlimmes geschieht, dann hängt es – genau besehen – immer mit diesen drei Eigenschaften zusammen. Wenn du dagegen das Gute auf der Welt betrachtest, dann siehst du, dass Weisheit, Menschlichkeit und Mut es bewirkt haben.
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Es heißt, du wirst keine großen Taten vollbringen, wenn du nicht gegenüber deinem Herrn, den Hauptgefolgsleuten und den Ältesten Respekt und Demut zeigst. Was beiläufig und aus freien Stücken getan wird, erbringt keine guten Resultate.
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Nakano Kazuma Toshiaki soll Folgendes gesagt haben:
„Es gibt Leute, denen es unpassend erscheint, für die Teezeremonie alte Gerätschaften zu verwenden, und ihnen deshalb neue, ungebrauchte vorziehen. Andere Leute geben den neuen Gerätschaften den vorzug, weil sie schöner glänzen. Diese Leute kennen nicht den wahren Wert alter Gerätschaften Nicht nur Menschen aus bescheidenen Verhältnissen benutzen sie, sondern sie werden auch von den höheren Schichten geschätzt.“

Das Gleiche gilt für den Gefolgsmann. Ein Menschn, der mit der Zeit von den niederen zu den höheren Klassen aufsteigt, gewinnt an Wert. Es ist vollkommen falsch zu denken, ein Mensch ohne einen eindrucksvollen Stammbaum könne nicht die gleiche Arbeit leisten wie einer von edler Abstammung oder einem einfachen Soldaten solle nicht gestattet werden, ein Anführer zu werden. Ein Mensch, dem ein gesellschaftlicher Aufstieg gelungen ist, sollte noch höher geschätzt werden als jemand, der in seine Klasse hineingeboren wurde.

Mein Vater Jin´emon sagte, dass er, als er noch jung war, manchmal zum Eingang des chinesischen Viertels mitgenommen wurde, um sich an die Atmosphäre der Stadt zu gewöhnen und den Umgang mit Menschen zu lernen. Sobald er fünf Jahre alt war, schickte man ihn regelmäßig als Repräsentant seiner Familie zu verschiedenen Leuten. Um stark zu werden, musste er, sobald er sieben Jahre alt war, die Strohsandalen eines Kriegers anziehen und die Tempel der Ahnen besuchen.
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Es ist deine Pflicht, die Geschichte und die Entstehung deines Klans und seiner Mitglieder zu kennen. Aber es gibt Zeiten, in denen ein allzu großes Wissen darüber hinderlich sein kann. Du solltest diskret sein.
Es ist schriftlich überliefert, dass der Priester Shungaku sagte: „Indem man sich weigert, eine Sache aufzugeben, gewinnt man an Stärke.“ Das ist interessant. Etwas, das nicht zur rechten Zeit und am rechten Ort beendet wird, bleibt ein Leben lang unvollendet. Wenn etwas so schwierig ist, dass du es alleine scheinbar nicht bewältigen kannst, dann verdopple einfach deine Anstrengungen.
„Handle rasch und entschlossen und du überwindest selbst eine Wand aus Eisen“, so lautet ein anderer interessanter Satz. Schnelles und entschlossenes Handeln ist erforderlich, um ein Ziel zu erreichen. In diesem Zusammenhang kann man sagen, Hideyoshi war der Einzige, der die Entschlossenheit besaß, die größte Chance in der Geschichte Japans zu ergreifen.
Toyotomi Hideyoshi: (1536-1598); Als Sohn eines Bauern geboren, wurde er später der Nachfolger seines Herrn, Fürst Oda Nobunaga, und setzte dessen Einigung des Landes fort.
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Menschen, die immer wieder über dieselben unbedeutenden Dinge sprechen, sind vermutlich mit etwas unzufrieden. Aber um das zu verschleiern, wiederholen sie dasselbe immer wieder. So etwas zu hören macht misstrauisch.
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Du solltest vorsichtig sein und dich nicht dazu hinreißen lassen, etwas zu sagen, was andere verärgern könnte. Bevor du dich versiehst, ist deine Äußerung in aller Munde. dadurch kommst du ins Gerede und machst dir unnötig Feinde. Wenn du verärgert bist, solltest du zu Hause bleiben und Gedichte lesen.
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Sich über die Angelegenheiten Dritter zu äußern ist ein schwerer Fehler. Diese zu loben ist ebenfalls verkehrt. In jedem Fall ist es das Beste, wenn du deine eigenen Fähigkeiten kennst, dir bei deinen Unternehmungen Mühe gibst und dich ansonsten diskret zurückhälst.
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Das Herz eines tugendhaften Menschen ist ruhig. Er hat es nicht eilig, seine Ziele zu erreichen. ein Mensch mit wenigen Verdiensten ist voller Unruhe. Er verursacht ständig Ärger und liegt mit allen im Streit.
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Es ist beruhigend, die Welt als einen Traum zu betrachten. Wenn du einen Albtraum hast, wachst du auf und sagst dir, dass es nur ein Traum war. Man sagt, die Welt, in der wir leben, unterschiede sich nicht im Geringsten davon.

Einige Menschen missbrauchen ihre Intelligenz, um Ränke zu schmieden und um all das zu erreichen, was ihnen als wünschenswert erscheint.

Doch du wirst niemals Erfolg haben, wenn du nicht aufrichtig bist.
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Wer sich bei einem Prozess oder auch einer Diskussion schnell geschlagen gibt, verliert auf würdevolle Art. Es ist genau wie beim Sumo [Ringen]: Wer nicht verlieren kann, entwertet seinen Sieg. Meistens erleidet er eine bittere Niederlage.
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Sich anderen überlegen zu wähnen, immer schlechter Laune zu sein und mit allen im streit zu liegen – dieses Verhalten zeigt ein Mensch, dem es an Mitgefühl fehlt. Wenn dein Herz voller Mitgefühl ist, wirst du niemals mit anderen Menschen in Konflikt geraten.
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Ein Mensch, der nur wenig weiß, tut, als wüsste er viel. Wenn jemand es irgendwo zu wahrer Meisterschaft gebracht hat, wird er sich das nicht anmerken lassen. Das ist wahrer Adel.

Wenn du jemanden besuchen willst, ist es am besten, es denjenigen im Vorhinein wissen zu lassen. Es ist ungeschickt, zu ihm zu gehen, ohne zu wissen, ob er gerade beschäftigt ist oder Sorgen hat. Selbst bei einer Einladung solltest du vorsichtig sein. Allzu leicht passiert es, dass du ahnungslos ein Tabuthema berührst.

Trotzdem solltest du nie unfreundlich zu jemandem sein, der dich überraschend besucht, auch dann nicht, wenn du viel zu tun hast.
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Es ist schlecht, selbst eine gute Sache, zu weit zu treiben. Auch was den Buddhismus, die buddhistischen Lehren und moralischen Lektionen betrifft, ist es schädlich, zu viel über sie zu sprechen.
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Laut Priester Keiho hat Fürst Aki gesagt, dass Mut Fanatismus erfordere. Das stimmte zu meiner Überraschung völlig mit meiner eigenen Ansicht überein. Seitdem bin ich immer fanatischer geworden.
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Der verstorbene Nakano Kazuma sagte: „Der eigentliche Zweck der Teezeremonie ist, die sechs Sinne zu reinigen. Die Schriftrolle und das Blumenarrangement erfreuen das Auge, der Duft der Räucherstäbchen die Nase. Der Klang des sprudelnden Wassers und der Geschmack des Tees wirken beruhigend auf Ohr und Mund. Die Hände und Füße konzentrieren sich auf die vollendete Ausführung der Bewegungen. Wenn man die fünf Sinne auf diese Weise reinigt, wird auch die Seele gereinigt. Die Teezeremonie entspannt die Seele. Ich versuche meinen Geist ununterbrochen im Sinne der Teezeremonie zu reinigen, aber nicht etwa, um als Mann von Welt zu gelten. Abgesehen davon sollten die Gerätschaften der Teezeremonie dem sozialen Rang des Besitzers entsprechen.

In dem Kurzgedicht „Unter dem Tiefschnee im letzten Dorf/erblühen letzte Nacht zahlreiche Pflaumenblüten“ wurde die Formulierung „zahlreiche Pflaumenblüten“ in „eine einzelne Pflaumenblüte“ abgeändert. Man sagt, dass diese „einzelne Pflaumenblüte“ wahre Ruhe versinnbildlicht.

Wenn enge Freunde, Verbündete oder Menschen, die dir etwas schulden, etwas falsch gemacht haben, dann tadle sie unter vier Augen und vermittle zwischen ihnen und der Gesellschaft. Du kannst einem Menschen helfen, seinen schlechten Ruf abzulegen, indem du ihn als zuverlässigen Verbündeten und einzigartigen Freund preist. Wenn du ihn außerdem privat angemessen in die Pflicht nimmst, wird er wieder auf den rechten Pfad zurückkehren. Lobe einen Menschen vor anderen und ihre Herzen werden sich für ihn öffnen. Mache dir zum Vorsatz, alles und alle mit Mitgefühl zu behandeln und immer das Richtige zu tun.
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Jemand sagte folgendes:

„Es gibt grundsätzlich zwei Verhaltensweisen: Entweder man zeigt offen seine Gefühle oder man verbirgt sie. Ein Mensch, der nicht zu beiden Verhaltensweisen fähig ist, ist wertlos. Es ist wie bei einem Schwert. Man sollte es gut schärfen und dann sicher in der Scheide verwahren. Hin und wieder sollte man es hervorholen, sich damit die Augenbraunen stutzen, es säubern und wieder in die Scheide zurückstecken.

Wenn jemand immer ein blankes Schwert in der Hand hält, wird sich ihm keiner nähern und er wird auch keine Freunde haben.

Wer dagegen niemals sein Schwert zieht, lässt zu, dass es rostet und seinen Glanz verliert. Von so einem Menschen hält niemand etwas.“

Eine Gruppe von fünf oder sechs Pagen, die in einem Boot zur Hauptstadt unterwegs waren, rammte versehentlich mit ihrem Boot spät in der Nacht ein anderes Schiff. Fünf oder sechs Seemänner sprangen an Bord und verlangten lautstark, dass die Pagen ihnen – wie es der Kodex der Seeleute vorschrieb – als Entschädigung den Anker ihres Bootes überlassen sollten. Als sie das hörten, rannen die Pagen auf sie zu und schrien: „Der Seemannskodex gilt nur für euresgleichen! Glaubt ihr etwa, wir gestatten euch, Ausrüstung von unserem Boot zu nehmen? Wir werden jeden von euch in Stücke hacken und ins Meer werfen!“ Die Seeleute suchten daraufhin entsetzt das Weite.
In einer solchen Situation musst du an deine Ehre als Krieger denken. Bei unbedeutenden Angelegenheiten kannst du dich häufig schon durch ein selbstsicheres Auftreten durchsetzen. Wenn du dich einschüchtern lässt, bereitest du deinem Stand Schande.
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Ein Mann, der bei der Überprüfung seiner Bücher feststellte, dass ihm Geld in der Kasse fehlte, schrieb an seinen Abteilungsleiter: „Es wäre bedauerlich, wegen Gelddingen Seppuku begehen zu müssen. Daher bitte ich Sie als meinen Abteilungsleiter, mir den folgenden Betrag zu schicken.“ Da das eine vernünftige Bitte war, wurde der fehlende Betrag erstattet und die ganze Angelegenheit vergessen. Es heißt, sogar Verbrechen können korrigiert werden, sodass sie gar nicht bemerkt werden.

Wer ungeduldig ist, schadet sich selbst und wird keine großen Taten vollbringen. Wenn du bei der Erledigung einer Sache nicht daran denkst, wie viel Zeit sie in Anspruch nehmen wird, wird sie überraschend schnell erledigt sein. Die Zeiten ändern sich. Stell dir vor, wie die Welt in 15 Jahren aussehen wird. Sie wird sehr verändert sein, aber wer ein Blick in das Buch der Prophezeihung wirft, stellt fest, dass die Veränderungen kleiner sind, als man denkt. In 15 Jahren wird nicht einer der tapferen Männer mehr leben. Und selbst wenn die Männer, die jetzt noch jung sind, sich bewähren, werden es doch weniger als die Hälfte schaffen.

Alle Dinge verlieren langsam an Wert. Wenn es zum Beispiel eine Goldknappheit gäbe, würde Silber den größten Wert darstellen, und wenn es eine Silberknappheit gäbe, wäre Kupfer das wertvollste Gut. Da sich die Zeiten ändern und die Fähigkeiten der Männer geringer werden, wirst du schon von Nutzen sein, wenn du dich nur ein wenig bemühst. 15 Jahre sind etwa die Zeitspanne eines Traums. Wenn ein Mann auf seine Gesundheit Acht gibt, wird er am Ende sein Ziel erreichen und eine wertvolle Person sein. In einer Zeit, in der es viele Meister gibt, mußt du dich besonders anstrengen. Aber in Zeiten, in denen es mit der Welt abwärts geht, ist es leicht, dir einen Namen zu machen.
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Du solltest dir Mühe geben, die schlechten Angewohnheiten anderer zu korrigieren. Sei wie die Grabwespe. Wenn du ein gutes Vorbild bist, wird sogar ein Adoptivkind deinem Beispiel nacheifern.
Jigabachi: zu Deutsch „Grabwespe“ – heißt wörtlich übersetzt: „Gleiche-mir-Wespe“. Man sgte früher, Grapwespen hätten die Fähigkeit, andere Insekten zu adoptieren und aus ihnen ebenfalls Grabwespen zu machen. In der Terminologie der Buddhisten bedeutet jiga, die Tugend Buddhas zu erhalten, indem man immer wieder Sutras wiederholt.
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Wenn du an dich selbst glaubst, dann werden deine Worte im Einklang mit deinen Taten stehen und deine Mitmenschen werden dich respektieren. Aber wenn du dich selbst infrage stellst, dann bleibt nichts zu sagen. Die letzte Zeile eines gedichtes, die lautet „Wenn dein eigenes Herz dich fragt“ , ist das geheime Prinzip aller Künste. Man sagt, es sei ein weiser Richter.
Das Gedicht ist aus dem Gosen waka shu:
„Anderen zu sagen
Es sei nur ein Gerücht
Ist nicht genug.
Frage mit deinem Herzen.
Was wird es dir antworten?“

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Wenn du den Geschichten von alten Männern lauschst, dann solltest du mit tiefer Ehrfurcht zuhören, auch wenn das, was sie sagen, dir schon bekannt ist. Es ist ein ganz besonderer Moment, wenn du, nachdem du eine Sache zehn- oder zwanzigmal gehört hast, plötzlich eine neue Erkenntnis gewinnst. Im ermüdenden Geschwätz alter Leute verbergen sich verdienstvolle Taten.
Quelle: Uni Potsdam