Iaido

Was ist IAI-DO

Iai-Do ist der Weg des Schwertziehens. Es ist eine, aus dem ursprünglichen Iaijutsu entwickelte, Konzentrationsschule die heute in Japan als der edelste Weg der Budo-Praktiken angesehen wird. Die Techniken des Iaido sind inzwischen völlig von ihrem kriegerischen Ursprung abgelöst und werden nur als intellektuelle Disziplin für die Schulung des Körpers, des Geistes und der Konzentration betrachtet.

Samurai und die Kultivierung der Kriegskünste

Samurai (wörtl. „jemand, der dient“) war die Bezeichnung der Eliteklasse der Krieger im vormodernen Japan, wo sie auch unter dem vielleicht ursprünglicheren Begriff „Bushi“ (Krieger) bekannt war. Soweit man weiss, lebten etwa ab dem 4. Jahrhundert Krieger in den Provinzen als Bauern und lokale Führer zugleich, die sich, vor allem für Kriege, zu Kriegerbünden so genannten Bushidan zusammenschlossen, welche später zu militärischen Einheiten erweitert wurden. Mit der Gründung einer aristokratischen Zentralmacht in den Städten Nara und später Kyoto im 8. Jahrhundert, wurden zunehmend Mitglieder der Kaiserfamilie als Verwalter in die Provinzen geschickt, die später oft zu führenden Figuren innerhalb der Kriegerklasse wurden. Bald zogen es jene zu Verwaltungsaufgaben bestimmten Aristokraten jedoch vor, in der Hauptstadt zu bleiben und diese Bürde anderen, meistens lokalen Beamte, aufzuerlegen. Damit vorlor die Zentralregierung mehr und mehr die direkte Kontrolle übe die Provinzen, was dort zwangsläufig zu einem Wachsen und Gedeihen der militärischen Gemeinschaften führte. Erbitterte Kämpfe dieser Kriegerbünde um die Vorherrschaft endeten im ausgehenden 12. Jahrhundert in Kamakura, einem Ort, unweit des heutigen Tokyo gelegen, mit der Gründung des ersten, echten Militärregimes der japanischen Geschichte, dem sogenannten Kamakura-Shogunat (1192-1333). Dem Kaiser (Tenno) in der Hauptstadt Kyoto wurde die De-jure-Herrschaft zugestanden, die De-facto-Herrschaft lag aber von nun an bis zur Meiji-Zeit (1868-1911), dem Beginn der Moderne in Japan, in der Hand eines militärischen Oberbefehlshabers (Shogun).

Die über Jahrhunderte andauernden kriegerischen Auseinandersetzungen ging einher mit der Kultivierung der Kriegskünste und förderte natürlich die ständige Verfeinerung der Kampftechniken (mit und ohne Waffen). Eine davon, als deren Begründer der Samurai Hayashizaki Jinsuke Shigenobu (1542-?) angesehen wird, war Iai, eine Kampftechnik mit dem gebogenen, einseitig schneidenden Schwert. Im Mittelpunkt von Iai steht das perfektionieren bestimmter Angriffs- und Abwehrtechniken im Sitzen, Stehen und Gehen.

Tradition und Moderne: „Jutsu“ oder „Do“ Kriegskunst in Japan und China

Während der Tokugawa-Zeit (1600-1867) war Japan als ganzes Land weitgehend befriedet, so dass die Beherrschung der Kriegskünste nicht mehr Überlebenswichtig war. Man betrieb die Kampfkünste oft nur noch als geistige Schulung oder körperliche Ertüchtigung. Im Verlauf der Meiji-Zeit, während der die Shogunats-Regierung und mit ihr auch die Klasse der Samurai abgeschafft wurde, insbesondere jedoch im 20. Jahrhundert begann man, alle Kampfkünste unter dem Oberbegriff „Budo“ (Bu = das Militärische, Kriegerische; Do = Weg) zusammenzufassen und die meisten von ihnen als Sportarten im westlichen Sinn zu betreiben. Alle Kampfkünste erhielten nun die Endung „Do“ (z.B. Ju-do, Ken-do oder eben Iai-do). Einige Schulen aber, die ihre Kampfkunst nicht als eine moderne Sportart verstanden wissen wollten, hielten dennoch weiterhin an der traditionellen (inoffiziellen) Endung „Jutsu“ für ihre Kampfkunst fest. So etwa auch das Iaijutsu, welches Technik bzw. Kunst im Sinne von durch Übung erworbenes Können bedeutet. Eine Bedeutung, wie man sie auch etwa in den Begriffen „Kunsthandwerk“ oder „Fechtkunst“ vorfindet.

Während die japanischen Kampfkünste sich vor allem durch ihre Geradlinigkeit, Direktheit und Schnörkellosigkeit auszeichnen, erinnert die chinesischen oft an gleichsam ballett-artige Ausschmückungen der einzelnen Bewegungsabläufe. Die Chinesen haben ihre Kriegskünste heute fast gänzlich zu einer reinen Kunstform entwickelt, während etwa bei Kampfkünsten wie Iaido der konkrete Zweikampfcharakter mit dem Ziel des Tötens des Angreifers noch stärker vorhanden ist.

Die Königsdisziplin

Dass innerhalb der Kampfkünste in Japan vor allem jene einen höchsten Stellenwert einnehmen, die sich der Perfektionierung der Schwertführung verschrieben haben, liegt sicherlich daran dass das Schwert über Jahrhunderte das Symbol der Kriegerklasse schlechthin war, vor allem jedoch daran, dass das Schwert schon sehr früh zu einem gleichsam heiligen Gegenstand erhoben wurde. Eine Geschichte im Shintoismus (Weg der Geister bzw. Götter) – ein Sammelbegriff für die ursprünglichen religiösen Glaubensvorstellungen Japans – besagt, dass die Sonnengöttin Amaterasu (die höchste aller Gottheiten) einst ihren Enkel beauftragte, auf die Erde (d.h. Japan) hinunter zusteigen und dort zu regieren. Dabei gab sie ihm drei Gegenstände als Symbole der göttlichen Macht und Ewigwährender Herrschaft mit auf den Weg: Einen Spiegel, einen Juwelen sowie ein Schwert.